(Neumitglied)
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Liebe Leute,
gleich folgt mein sehr langer Brief den ich heute verschickt habe. Zwei darin enthaltende Bilder sind aber leider beim Einstellen verloren gegangen.
Ich vermute, dass der Brief insgesamt auch nun schwieriger zu lesen sein wird, weil der Zeilenumbruch verändert ist.
Zur Adressatenliste im Anhang kann ich sagen, dass ich bei einigen wenigen Adressen Verkürzungen vorgenommen habe um die Privatspähre von den angeschriebenen zu schützen. Bis auf eine Adresse habe ich aber alle Adressaten sowieso im Internet gefunden.
Leider habe ich es gestern nicht geschafft die sieben Lieder, die ich dem Brief auf einer CD beigefügt habe auf Youtube hochzuladen. Am jetzigen Wochenende versuche ich das nachzuhohlen und einen Link hier einzustellen.
Liebe Grüße
Ibuki
Und ab jetzt kommt mein Brief:
Ingo Buntrock Obernfeld 26 33619 Bielefeld Mail: musik.am.krankenbett@gmail.com
An die
Evangelische Stiftung Kirche für Bielefeld
zu Händen des Vorsitzenden
Herrn Klaus-Peter Johner
Markgrafenstraße 7
33602 Bielefeld
Nachrichtlich und zur weiteren Kommunikation an:
Personen aus der kirchlichen
Basis und Leitung, externe
Experten,
sowie an die Nutzer des „Conterganforum“
im Internet: siehe Anhang
Betreff: 2017 – Die Überwindung der Entfremdung -
Vorstellung eines gemeindeunabhängigen Theater- und Musikprojektes anlässlich der Martin-Luther-Dekade und Antrag auf Gewährung von Fördermitteln für den durchführenden contergangeschädigten Künstler
Sehr geehrter Herr Johner,
laut der Konzeption des Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld fördert die von Ihnen geführte Stiftung gelegentlich gemeindeunabhängige Kulturprojekte wie z.B. im Jahre 2004 das Kindermusical „König David“.
In diesem Brief möchte ich Ihnen ein Theater-und Musikprojekt vorstellen und Sie bitten, falls Sie dieses Projekt unterstützenswert finden, dafür ebenfalls Fördermittel der evangelischen Stiftung Kirche für Bielefeld zu bewilligen, bzw. mir andere Finanzierungsmöglichkeiten durch die evangelische Kirche aufzuzeigen.
Der heutige Donnerstag, der 7. November, liegt genau eine Woche nach dem Reformationstag an dem der Geistesblitz von Martin Luther vor 496 Jahren in die Welt einschlug. Wir verspüren noch heute den Nachhall - den Donner seiner Worte.
Der heutige Tag liegt aber auch genau eine Woche vor dem 100. Jahrestag der Verleihung des Literaturnobelpreises an den indischen Dichter Rabindranath Tagore. Auch dieser Tag hat bis heute einen spürbaren Nachhall. Erst durch diesen Tag wurde das indische Genie in Europa und irgendwann auch mir bekannt. Am Ende dieses Briefes habe ich sein aus meiner Sicht nach wertvollstes Gedicht gestellt. Ich bitte Sie sehr, studieren Sie es aufmerksam und versuchen Sie bitte auch die Botschaft des Gedichtes zu hören.
Und heute, genau in der Mitte der beiden wichtigen Jubiläen, stand - exakt vor einem Jahr - in der hiesigen Tageszeitung ein Bericht über eine Lesung der Bielefelder Schriftstellerin Sigrid Lichtenberger. Zwei Tage zuvor, am 5. November, fand diese Lesung in der Dornberger Stadtteilbibliothek unter dem Titel „Aufbrüche“ statt.
Frau Lichtenberger bot uns Zuhörern spannende Einsichten aus ihrem fast 90jährigem Leben. Ich bedankte mich am Ende der Lesung indem ich ihr das Gedicht vom Ende dieses Briefes aufschrieb und mir wurde bewusst dass diese Lesung auch noch in sehr langer Zeit einen spürbaren Nachhall bewirken wird.
Denn ich war als Zuhörer bei dieser Lesung anwesend und mein Stuhlnachbar, der für mich zuständige Dornberger Pastor Biermann, hat mir und mehreren tausend anderen Menschen während einer kurzen Pause eine unerhörte Botschaft zukommen lassen. Ich habe ihm damals sofort gesagt, dass ich zu gegebener Zeit mich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Botschaft zur Wehr setzen werde. Und heute, am Donnerstag, den 7. November, ist dieser Tag der Gegenwehr gekommen.
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Sehr geehrter Herr Johner,
laut dem Komponisten Robert Schuhmann ist es die Aufgabe des Künstlers Licht in die Herzen der Menschen zu bringen.
Das ist sicher ein sehr wichtiger Aspekt in unserer künstlerischen Arbeit, aber ich habe mir weitergehende Ziele gesteckt. Mein Projekt soll nicht nur einem ästhetischen Zweck dienen, sondern soll auch zum Lernen anregen.
Deshalb schreibe ich auch einigen kirchenunabhängigen Experten aus Wissenschaft, Kunst, Sport und Politik diesen langen Brief. Alle Menschen, die diesen Brief erhalten, sind gestandene Menschen und haben durch eine Ausbildung oder Studium und jahrzehntelange Arbeit, bzw. Training ihre jetzige Stelle erreicht.
Durch diesen Brief, den diese klugen Menschen erhalten, empfangen sie neue Informationen. Sie können diese Informationen und Denkimpulse, wenn sie möchten, nutzen und / oder sich in eine Diskussion, die ich hiermit anrege, einbringen.
Wenn ich im weiteren Verlauf Ihren Namen, Herr Johner, erwähne, meine ich damit natürlich auch gleichzeitig alle anderen Leser und natürlich sind auch die Leserinnen immer mitgemeint.
Möglicherweise haben diese anderen Leser und Experten Interesse daran mitzuverfolgen wie sich mein Projekt entwickelt, oder es sogar zu unterstützen. Sie alle sind von mir herzlich eingeladen nun zu lesen was ich zu sagen habe und bald mitzuerleben, wie die evangelische Kirche und ihre Stiftung darauf reagiert.
Einmal jährlich werde ich deshalb bis zum Jahre 2019 (das Jahr des Projektabschlusses) einen aktuellen Bericht erstellen und diesen kostenfrei an Sie, Herr Johner und an die im Anhang genannten Experten verschicken.
Eine umfangreichere Dokumentation meiner Erfahrungen wird im Jahre 2018 als Buch verfasst und kann nur käuflich erworben werden.
Allerdings werden die Experten, die ihr Fachwissen in dieses Projekt mit eingebracht haben, ein Buchexemplar geschenkt bekommen. Sollte jemand von mir keine weiteren Briefe erhalten wollen, bitte ich um eine kurze Nachricht per Mail. Ihren Wunsch werde ich sofort umsetzen.
Zu dem Projekt und zu meiner Person möchte ich Ihnen folgendes mitteilen. Bewusst beschreibe ich umfangreicher als gewöhnlich meinen Werdegang zu dem Projekt für das ich um Unterstützung bitte, denn Sie, sehr geehrter Herr Johner sollen sich eine Vorstellung machen können, mit welchem Elan und Willenskraft ich dieses Projekt angehe.
Vor 52 Jahren wurde ich mit Auffälligkeiten an inneren Organen und am stärksten sichtbar an meinen Daumen geboren. Allerdings wurden viele meiner Schäden jahrzehntelang nicht bemerkt, bzw. man hat sie nicht als conterganbedingt eingestuft, denn in der ländlichen Umgebung, in der ich aufwuchs, gab es keinen Experten, der sich damit gut genug auskannte.
Was aber schon damals auffiel und als Conterganschaden diagnostiziert wurde, sind die Muskeln, mit denen ich meine Daumenendglieder hätte bewegen sollen. Diese speziellen Muskeln fehlen bei mir komplett.
Aufgrund dieser Tatsache konnte ich nicht den Wunsch meines Vaters erfüllen und Geige spielen erlernen. Und als junger Erwachsener musste ich mich einer schweren Handoperation unterziehen, bei der Sehnen und Bänder durchtrennt werden mussten um sie an einem anderen Finger anzuschließen. Seit dieser Zeit schwingen täglich beim Gebrauch der rechten Hand immer auch etwas Schmerzen mit und diese Operation machte es noch unwahrscheinlicher das jemals aus mir ein Instrumentalmusiker wird.
Mein Vater, der durch eine lange sibirische Kriegsgefangenschaft schwer traumatisiert war, betrübte dieses Schicksal sehr, aber es half kein Klagen, Geige spielen erlernen war mir verwehrt, denn ich konnte den Geigenbogen nur unzureichend festhalten. Den Satz von Franz Liszt:“Schafft euch liebe Erinnerungen“ konnte ich deshalb für ihn zu seinen Lebzeiten nicht erfüllen.
Auch sonst war in meiner Kindheit und Jugendzeit nicht immer alles eitel Sonnenschein. Insbesondere in der Grundschulzeit hatte ich es schwer. Contergan-bedingt (wie sich Jahrzehnte später herausstellte) habe ich zwei verengte Gehörgänge und konnte deshalb nicht immer alle Informationen so gut wie andere Kinder aufnehmen, hatte viele schlechte Zensuren auf meinen Zeugnis und zeitweise war sogar meine Versetzung gefährdet, auch das betrübte meinen Vater sehr.
Er meinte damals, durch besonders strenge Erziehungsmethoden, einschließlich regelmäßiger harter Schläge für Kleinigkeiten, würde er mir helfen können mich besser zu konzentrieren.
Für mich als damals siebenjährigen Jungen war deshalb mein Leben nicht leicht zu ertragen, aber etwas gab mir wichtigen Halt und Kraft.
Denn ich war ein gläubiges Kind. Das Gott im Himmel es gut mit mir meinte, stand für mich außer Frage und wenn ich damals schwierige Erlebnisse zu verarbeiten hatte, stellte ich mir immer wieder auch die Frage nach dem Sinn des ganzen Theaters um mich herum.
Und ich kam schon früh zu einer für mich befriedigenden Antwort. Mein schwieriges Leben ist eine Prüfung, so dachte ich. Ein höheres Wesen testet mich kleinen Erdenmenschen, wie ich nun mit der mir auferlegten Belastung umgehe.
Höre - und deine Seele wird leben.
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